Was lange dauert, findet irgendwann mal ein Ende.
Oder so ähnlich.
Zumindest meistens.
Und damit kehrte ich zu meinen Anfängen zurück. Back to the Roots — so to speak.
War doch meine erste Veröffentlichung in Buchform eine Persiflage (oder doch eher eine Farce?) auf die zweite Weltumsegelung von James Cook. Als Cookbook ging es in meine persönliche Geschichte ein. Auch wenn sich darin kein einziges Rezept fand.
Nun schreibe ich schon geraume Zeit an einem Abenteuer ganz anderer Art. Einem Bericht über eine dreiwöchige Segelreise auf der Eye of the Wind. Einer Brigg. Baujahr 1911.
Ganz recht. Ein Bericht. Nonfiktion.
Was also tun mit meinen kreativen Einfällen, den wunderbar verschrobenen Charakteren, den absurd witzigen Dialogen, die mir schon durch den Schädel geisterten?
Tja, das Unterfangen gestaltete sich nicht annähernd so trivial, wie in meiner Naivität gedacht.
Diesmal war der Vorgang des Schreibens ein anderer. Klar, handelte es sich doch um einen Reisebericht, der — will ich das Seemannsgarn unseres geschätzten und liebgewonnen Captains mal außer Acht lassen — auf Tatsachen beruht.
Okay, fast ausschließlich auf Selbigen.
Na ja, vielleicht nicht ganz.
Die Protagonisten und Antagonisten waren vorgegeben, ihre Stärken, Schwächen und Macken.
Macken?
Bei Neptun, was soll der Quatsch? Auf diesem Törn gab es doch niemanden, der auch nur andeutungsweise Macken sein eigen nennen konnte.
Außer …
Hm?
Der Autor dieser Zeilen womöglich?
Spinnst du?
Spricht manches dafür.
Geht’s noch?
Es ist ausgesprochen lästig, seinen Körper mit anderen Persönlichkeiten teilen zu müssen. Aber wem sag ich das?
Genau! Wem sagst du das?
Wer war das nun wieder?
Klappe jetzt!
Hä?
Also, liebe Leserschaft, seht dem Autor seine Schrullen nach. Als mildernden Umstand sozusagen.
Das Drehbuch meiner Geschichte waren meine Reiseaufzeichnungen, an die ich mich nur zu halten brauchte. Was hier so simpel klingt, dass es selbst ein Frühpubertierender im ersten Kindergartenjahr hinkriegt, stellte sich in der Praxis dann als nicht so trivial heraus.
Immer wenn es im Drehbuch spannend wurde, schien etwas zu fehlen. Manchmal die Fortsetzung, ein andermal die Pointe, dann wieder die überraschende Wendung, mit der niemand rechnen konnte.
Ja, und weil wir einen ausgezeichneten Captain hatten, der nicht nur Master & Commander [nach Patrick O’Brian] über sein Schiff, sondern auch über Crew und Gäste war, und obendrein Wetterkarten lesen und interpretieren konnte, begab es sich, dass wir dort landeten, wo wir hinwollten.
Klar wären es geniale unvorhersehbare Wendungen gewesen, wären wir statt auf den Orkneys in der Antarktis gelandet, hätte unsere Köchin am zweiten Tag den Löffel abgegeben — äh, sorry — über Bord geworfen und hätten wir fliegend, wie der vielzitierte Holländer, unsere nächste Destination erreicht.
Aber nichts von alledem.
Blieben als kreative Faktoren also lediglich das Seemannsgarn des Captains, von dem bis heute niemand zu sagen weiß, was davon sich überhaupt bzw. wie es sich zugetragen hat.
Und Wind und Wellen — selbstverständlich.
Im Wasser treibende 40-Fuß-Container.
Aktivisten, die sich an den Schwanzflossen von Delphinen festgeklebt hatten.
Meeresungeheuer mit sechs, sieben und manchmal sogar neun Armen.
Mittlerweile ist eine kompakte Version der Erzählung [ca. 3300 Worte] inklusive Fotos auf der Website der TSFD (Tall-Ship-Friends Deutschland) erschienen.
Und ich ermuntere alle, die die Begeisterung des Autors für Segelschiffe, Seefahrt und Abenteuer teilen, mal auf deren Website zu schauen. Mitsegeln auf Schiffen wie aus der Blütezeit der Großsegler. (Die meisten wurden allerdings später — Anfang 20. Jahrhundert — gebaut.) Zwei-, Drei- und Viermaster.
Eines der letzten großen Abenteuer auf unserem Planeten. Nicht zufällig ist die Atlantiküberquerung an Bord der Eye of the Wind jedes Jahr ausgebucht.
Die Author’s Cut meines Reiseberichts hat derzeit beinah 20.000 Worte und ich lasse mich überraschen, wo ich lande, wenn ich damit fertig bin.
Ob und in welcher Form ich sie veröffentliche steht nicht nur auf einem anderen Blatt, einer anderen Webpage, sondern auch in den Sternen.
Näheres vielleicht bald hier.
So long & Fair Winds!
H.